Blütenpflücken für Anfänger

Gastbeitrag von Angelika Manier

Andrea hat auf unserem Acker im Frühjahr 2023 Blumen gesät. Nach viel Pflege sind sie reichlich aufgegangen. Da es Erntezeit ist braucht es Erntehelfer. Ich habe Zeit und ich treffe Andrea auf unserem Gemeinschaftsacker. Malve, Kornblume und Ringelblume stehen in voller Blütenpracht. Es ist ein wunderbares Farbspiel in Rose-, Blau- und Gelbtönen. Ich bin begeistert. Ausgestattet mit Sonnenhut und Baumwollsäckchen kann es losgehen. Zu zweit machen wir uns ans Teepflücken. Wir beginnen mit den Kornblumen. Nach einer Stunde haben wir zumindest die Kornblumenreihe geschafft. Zu den Malven und den Ringelblumen sind wir nicht mehr gekommen. Mir ist heiß, ich bin müde, mein Rücken schmerzt, einige Insekten haben mich gestochen und mein „Sackerl“ ist noch kaum gefüllt. Zu Hause breite ich die Blumen auf einem großen Tuch aus. Das sieht wunderschön aus. Beim Vorbeigehen wende ich die Blumen immer wieder, damit sie gut trocknen können.

Mein Interesse an Kräutern ist geweckt. Ich gehe in die Bücherei und vollgepackt mit fünf Büchern komme ich nach Hause. Ich lese wie Kräuter richtig getrocknet und aufbewahrt werden, dass eine Teemischungen aus verschiedenen Kräutern besteht (Basis-, Füll-, Aroma- und Schmuckpflanzen) und wie Tee je nach Kräuterart richtig zubereitet wird (Aufguss – Infus, Abkochung – Dekot, Kaltauszug – Mazeration). Auch die einzelnen Pflanzenporträts schaue ich mir an. Und dann interessiert mich natürlich, wie die Blüten später verwendet werden können.

Es ist Urlaubszeit. Andrea hat mich gebeten den „Pflückdienst“ zu übernehmen. Ich bin jetzt mit 3 Säckchen ausgerüstet – für jede Blumenart eines. Die Säckchen haben lange Henkel, so lassen sie sich um den Hals hängen und können viel besser befüllt werden. Auch beim Pflücken habe ich eine bessere Technik entwickelt und bin deutlich schneller. Ich schaffe jetzt etwa 1/5 der Kornblumen- und Malvenreihe, aber zu den Ringelblumen komme ich leider wieder nicht. Zu Hause dann wieder das Ausbreiten der Blüten und Staunen über die Blütenbracht. Jetzt weiß ich auch, dass die Blumen im Dunklen getrocknet werden sollen, damit die Farbe und vor allem die Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Das Pflücken geht jetzt leichter von der Hand aber das Wetter spielt nicht mehr mit. Es regnet tagelang. Blumenpflücken geht aber nur bei „schönem“ Wetter und wenn die Pflanzen gut abgetrocknet sind. Endlich ist das Regenwetter vorbei und ich kann wieder auf den Acker. Es ist schön in der Natur zu sein und das Farbenspiel zu genießen. Die Malven sind zu feucht. Kommt das vom Regen oder ist es Morgentau? Eigentlich müsste ich heute Nachmittag noch einmal zum Pflücken kommen. So ernte ich nur Korn- und Ringelblumen. Ringelblumen zuletzt, da sie sehr klebrig sind.

Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu und somit auch die Blütenpracht. Die Kornblumen bilden nur mehr wenige, kleine Blüten aus, bei den Ringelblumen bilden sich schon Samenstände, nur die Malve trägt noch viele Blüten. Jetzt wäre natürlich die richtige Zeit um auch noch die Samen zu ernten. Die getrockneten Kräuter sind in Gläser gefüllt und für mich ist die Zeit als „Teepflückerin“ zu Ende. Ach ja! Da fällt mir der Salbei ein. Der ist jetzt erntereif … Das Blumenpflücken war anstrengend aber auch wunderschön. Ich habe dabei einiges über Kornblume und Co. gelernt und weiß jetzt wieviel Wissen, Erfahrung und Arbeit hinter einer Handvoll getrockneter Kräuter steckt.

Jetzt könnte ich natürlich noch eine Ringelblumensalbe zubereiten, ein Elixier ansetzen oder Kräuterbonbons und Badekugeln aus den getrockneten Blüten herstellen. Das sind viele Ideen, die ich irgendwann einmal ausprobieren kann. Jetzt werde ich aber erst einmal gemütlich Tee trinken und von den Blumen träumen. Wenn es nächstes Jahr wieder ein Blumenmeer gibt, dann sehen wir uns vielleicht am Acker zur Blütenernte und einer gemeinsamen Tasse Tee danach.

Eure Angelika